Gesundheit als Wachstumsmotor

Neue Chance für Deutschland: Gesundheit als Wachstumsmotor

Der Regierungswechsel in Deutschland bedeutet eine Zäsur - und birgt eine große Chance, findet Dr. Remo Gujer, General Manager, Bristol Myers Squibb Germany. Ein Meinungsbeitrag.

Der Start in die neue Legislaturperiode verläuft in einem sehr dynamischen Umfeld – es gilt, multiplen geopolitischen und ökonomischen Herausforderungen im In- und Ausland rasch und entschlossen zu begegnen. Eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen Regierung wird es sein, die Weichen für wirtschaftliche Dynamik zu stellen. Dabei sollte das Thema Gesundheit eine wesentliche Rolle spielen, die Voraussetzungen dafür sind gut.

Deutschland hat als Gesundheitsstandort einen hervorragenden Ruf: Nach den USA sind wir einer der größten Gesundheitsmärkte. Spitzenmedizin und Wissenschaft, Kliniken, Forschungsinstitute und Unternehmen bilden ein starkes Innovationsökosystem. Den forschenden Pharmaunternehmen kommt darin die Rolle einer Schlüsselindustrie zu: Durch ihre Innovationskraft und Dynamik tragen sie erheblich zum Wachstum und Wohlstand der Gesellschaft bei.

Hoher Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Branche investiert fast jeden fünften Euro ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung und gehört damit zu den wissensintensivsten Industrien. Auch in Bezug auf die Produktivität liegt sie weit vorne: Die Wertschöpfung pro Beschäftigten beträgt 208.000 Euro, fast zweieinhalbmal mehr als der Durchschnitt der Industrie.

Dank der Innovationskraft der forschenden Pharmafirmen können schwere, ehemals tödliche Krankheiten wie HIV, Hepatitis C oder Krebs heute teilweise geheilt oder immer besser kontrolliert werden. Sie tragen damit wesentlich zum „Gesunden Altern“ der Gesellschaft bei und zur Funktions- und Zukunftsfähigkeit des Landes insgesamt.

Gujer Remo

Dr. Remo Gujer

Weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung, zukunftsfähiges Gesundheitssystem

Um ihr volles Potenzial zum Nutzen von Wirtschaft, Gesellschaft und den Patient:innen einsetzen zu können, brauchen forschende Pharmafirmen jedoch vor allem eines: Verlässliche und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen. Hier sehen wir in Deutschland akuten Handlungsbedarf: Es braucht weniger Bürokratie - sie bremst oft den Fortschritt aus. Umgekehrt schreitet die Digitalisierung des Gesundheitssystems zu langsam voran, obwohl die datengetriebene Medizin großes Potenzial für Deutschland bietet - hier muss mehr passieren.

Zudem muss das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig gemacht werden: Regelungen im AMNOG-Verfahren, die es seit der Einführung vor 14 Jahren unverändert gibt, verhindern beispielsweise oft eine angemessene Nutzenbewertung besonders innovativer Therapieoptionen wie Zell- und Gentherapien. Hier besteht Handlungsbedarf.

Auch die Sozialversicherungssysteme stehen unter Druck: Demografie und offensichtliche Ineffizienzen machen die Krankenversicherung unnötig teuer. Die Zukunft der Medizin lässt sich nur auf Basis gesunder Systeme gestalten. Deshalb brauchen wir eine nachhaltige Finanzreform der gesetzlichen Krankenversicherung, etwa durch die Entlastung von versicherungsfremden Leistungen.

Auch innovative Arzneimittel können zur Lösung der Probleme beitragen: Indirekt als Wachstumstreiber oder direkt als Kostensenker durch die Vermeidung oder Verringerung von Krankenhauseinweisungen, Frühverrentungen und Pflegebedürftigkeit. Vorschläge zur Modernisierung des Gesundheitssystems liegen auf dem Tisch. Nun geht es darum, das aktuelle Momentum zu nutzen und sie im Dialog weiterzuentwickeln und umzusetzen.

Die Transformation unserer Wirtschaft ist in vollem Gange. Als Schlüsselindustrie können forschende Pharmafirmen dazu beitragen: Eine starke Pharmaindustrie ist wichtig für ein starkes Deutschland – und für die Menschen, die hier leben.

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